Radio Ö1: Renata Schmidtkunz im Gespräch mit der Schriftstellerin Elisabeth Reichart
ORF Landesstudio, Hugo Portisch-Gasse 1, 1136 Wien, Österreich

Generationsübergreifendes Schweigen Sprachlosigkeit, Verdrängen und weiblicher Widerstand sind zentral im Schreiben von Elisabeth Reichart. So auch in der Neuauflage ihres 1988 erschienen Romanes: „Komm über den See“, der nach all den Jahren nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat. Ihre Protagonistin Ruth Berger, eine Dolmetscherin, übersiedelt für ein Jahr von Wien nach Gmunden. Sie sammelt Akten über NS-Widerstandskämpferinnen im Salzkammergut. Zu ihnen zählte Anna Zach, eine alte, aber ungebrochene Frau. Elisabeth Reichart, geboren 1953 im oberösterreichischen Steyregg, studierte Geschichte und Germanistik an der Universität Salzburg. In ihrer Dissertation, betreut von der Historikerin Erika Weinzierl, befasste sie sich 1983 mit dem kommunistischen Widerstand im Salzkammergut. In den 1980ern führte sie eineinhalb Jahre Schulklassen durch das KZ-Mauthausen. Ihr Debütroman „Februarschatten“ erschien 1984 und befasste sich mit der „Mühlviertler Hasenjagd“, der Verfolgung und Ermordung von entflohenen sowjetischen KZ-Häftlingen, auch unter Beteiligung der Zivilbevölkerung. Im Roman setzt sie sich mit dem Schweigen über NS-Verbrechen in der Nachkriegszeit, dem schmerzvollen Erinnerungsprozess und die Rolle von Frauen in der NS-Zeit auseinander. Seit 1982 lebt und arbeitet Elisabeth Reichart als freie Autorin in Wien. Für ihre Romane wurde sie mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Veza-Canetti-Preis der Stadt Wien im Jahr 2020. Im Gespräch mit Renata Schmidtkunz erzählt Elisabeth Reichart, wie sich Erinnerungskultur verändert, wie Kinder und Enkel der verstorbenen Zeitzeugen deren Aufgabe übernehmen und wie Literatur diese Lücke füllen kann. (Text: Ö1)
Über Komm über den See:
Ruth Berger war zwar als Dolmetscherin in fremden Sprachen zu Hause, doch eine eigene Sprache findet sie nicht. Schon als Kind wurde sie zum Schweigen verdammt, und als erwachsene Frau verstummt sie immer wieder vor der Macht der Männer um sie herum. Nach gescheiterten Beziehungen und einer abgebrochenen Karriere ist sie allein mit ihrer Angst vor Nähe und Freundschaft, allein mit dem Verdacht, dass mit dem Verschwinden der weiblichen Stimmen die Ohnmacht der Frauen zementiert werden soll.
Ruth, nunmehr Lehrerin, übersiedelt für ein Jahr von Wien nach Gmunden. Dort ist sie ganz nah am Thema ihrer Recherchen, die sie seit Jahren nebenbei führt: Sie sammelt Akten über NS-Widerstandskämpferinnen im Salzkammergut, zu denen auch Anna Zach gehörte. Nach einem Gespräch mit dieser mutigen, inzwischen alten, aber ungebrochenen Frau versteht Ruth plötzlich ihre innere Fremde, versteht die Bedeutung von Schweigen und Verrat.
Komm über den See verbindet Themenkreise, die seit Beginn an Elisabeth Reicharts Werk formen: generationsübergreifendes Schweigen, Sprachlosigkeit und Verdrängen, aber auch weiblicher Widerstand gegen eine – immer noch – von Männern beherrschte Welt. Aufwühlend und zeitlos aktuell.
Mit einem Nachwort von Hans Höller.
oe1.orf.at
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