Leseprobe
Veröffentlichung: 08/2020
ISBN: 978-3-7013-1281-8
357 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
Preis: € 27,00
E-Book: € 21,99
„Unerhörte Nachrichten“ entwirft ein fiktives Szenario: Deutschland sperrt dauerhaft seine Grenzen für Vertriebene. In einer Stadt im Westen Österreichs drängen sich daraufhin Tausende von Flüchtlingen – eine Situation, die für den Lokaljournalisten Ingo Prähausner wie geschaffen scheint. Seine exklusiven Berichte von der Grenze erregen international großes mediales Aufsehen. So bekommt er die Chance, sein finanziell schwer angeschlagenes Anzeigenblatt zu retten. Doch zur gleichen Zeit fühlt er sich von einer jungen gehörlosen Flüchtlingsfrau, die er bei sich aufgenommen hat, an ein Ereignis erinnert, das Jahrzehnte zurückliegt. Dann taucht auch noch Marina auf, die ihn schon während seines Studiums in Verwirrung gestürzt hat. Mittlerweile hat sie als Journalistin Karriere gemacht. Prähausner scheint ihr erneut zu verfallen. Während die Vertriebenen bald nicht mehr ausreichend versorgt und untergebracht werden können, während sich die Lage in seiner Stadt immer weiter zuspitzt, reist der Redakteur gedanklich wie emotional zurück in die 1990er Jahre, zurück zu sechs Tagen in Bosnien, die sein Leben für immer verändert haben. In einer bilderreichen, teils expressiven Sprache erzählt Christian Lorenz Müller von einem Mann, der sich auf den Weg in die Vergangenheit macht, um zurück zu sich selbst zu finden.
„Immer wieder besticht im Lesen die wortmalerische, ebenso verdichtende wie vitalisierende Eloquenz, die Christian Lorenz Müllers mutig kreierte Verben erzeugen – etwa ͵Parfumgeruch süßelte durch das Fahrzeugʹ oder ͵auf ihrer Bluse broschte ein silberner Blumenstrauß (…)ʹ“
Hedwig Kainberger, Salzburger Nachrichten, November 2020
„Am stärksten wird das Fragmentarische in diesem Roman dadurch betont, dass sich mitten im Satz die Perspektive ändert, von der dritten Person im Präteritum zur Ich-Form im Präsens. Die Absicht ist klar: Das Erzählte wird herangezoomt, unter die Lupe gestellt.“
Clementine Skorpil, Die Presse am Sonntag, November 2020