Minu Ghedina gelingt es, in jedem Satz unsentimental, aber mit feinen poetischen Bildern zu zeigen, wie Kindheit nachwirkt, wie die frühen Jahre uns prägen. Das könnte bei einer Kindheit wie der von Ada leicht auch im Desaster enden – und tut es in der Literatur auch oft. Nicht bei Ghedina. Bei ihr lässt sich aus Verwundungen auch Stärke ziehen, weil sie weniger die Betrübnisse, sondern sie Schönheit(en) des Leben sieht.
Veröffentlichung: 08/2022
ISBN: 978-3-7013-1297-9
508 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
Preis: € 29
E-Book: € 24,99
Ein bildreiches und wortgewaltiges Debüt über die Macht der Schönheit
Ada spürt früh, dass ihr Platz im Leben auf äußerst wackligem Untergrund steht. Was bei anderen funktioniert, gilt für sie nicht; was in Kinderbüchern über „Vater, Mutter, Kind“ steht, ist ihr fremd. Das sensible Mädchen baut sich eine eigene Bilderwelt und rettet sich in die Schönheit, die ihr als einzige Möglichkeit erscheint, den Irritationen von außen etwas entgegenzuhalten. Wie in einem Tarnkleid tastet sie sich durch die Kindheit und muss immer wieder ihre Welt korrigieren. Ihre Großmutter, bei der sie aufwächst, bietet ihr eine Heimat und eröffnet ihr als Schneiderin auch die wunderbare Welt der Stoffe, der Farben, der Weichheit, der glatten Kühle, des Schimmers, der Spitzen und Bordüren. Ein Theaterbesuch wird zum Schlüsselerlebnis, denn Ada spürt sofort: Dies ist mein Ort. Sie wird eine erfolgreiche Kostümbildnerin, erlebt aber auch Tiefschläge, lernt die falschen Männer kennen und kämpft sich aus ihrer schmerzhaften, verworrenen Geschichte. Ihre Stärken werden stärker, aber die Schwächen bleiben. Als sie am 11. September nach Hause kommt, stürzt auch ihre Welt zusammen, „hier und dort und innen und außen“. Erneut verschiebt sich der Horizont und bedarf einer Korrektur.
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